Deutsche und niederländische Experten diskutieren den Einsatz von Methanol in der Schifffahrt

Webinar am 29.04.20 auf Einladung des INTERREG-Projektes „ZeroEmissionNetwork“ (ZES-Net), koordiniert von der MARIKO GmbH aus Leer und FME aus Groningen

29. April 2020

Welche Perspektiven bietet der Einsatz von Methanol als Kraftstoff in der Schifffahrt? Dieser Fragestellung widmeten sich 35 Experten aus Deutschland und den Niederlanden im Rahmen eines Webinars. In Form von verschiedenen Fachvorträgen wurden die Rahmenbedingungen für die Introduktion von Methanol in der Schifffahrt vorgestellt und anschließend in der Gruppe diskutiert.

Eelco Dekker vom Methanol Institute stellte dar, dass Methanol aus einer großen Bandbreite verschiedener Ausgangsmaterialien herstellbar ist. Zum jetzigen Zeitpunkt stamme nur ein kleiner Teil der produzierten Menge aus erneuerbaren Rohstoffen, dennoch habe die Verwendung von Methanol gegenüber anderen alternativen Kraftstoffen einen großen Mehrwert, da es unter atmosphärischen Druck flüssig und damit konventionell bunkerbar sei. Zudem erfolge die Verbrennung von Methanol sehr sauber und verursache deutlich weniger Abgasemission als konventionelle Kraftstoffe.

Daniel Sahnen von der MEYER WERFT aus Papenburg ergänzte die Ausführungen im Hinblick auf die Anforderungen an das Schiffsdesign. Er zeigte auf, dass bei Betrachtung des gesamten „Kraftstoffsystems Methanol“ der Platzbedarf vergleichbar sei wie bei der Nutzung z.B. von Liquefied Natural Gas (LNG), sich jedoch die Tankform und -platzierung sehr viel flexibler darstelle. Dies bestätigte auch Dr. Steffen Gau von Lloyd´s Register, der die Prozeduren für die Klassifizierung ausführte.

Dr. Wolfram Gottschalk von der IAV GmbH zeigte die derzeitigen Möglichkeiten auf, wie Methanol in Verbrennungsmotoren genutzt werden kann. Aufgrund seiner guten Eigenschaften in der motorischen Verbrennung wird Methanol erfolgreich im Motorsportbereich eingesetzt; der Einzug in die großen Schiffsmotoren blieb jedoch bisher aus. Gottschalks Einschätzung nach wird der Einsatz von Methanol in Großmotoren definitiv kommen. Die Frage sei nur, wann dieser Schritt vollzogen würde.

Abschließend thematisierte Dr. Alexander Dyck vom DLR die Nutzung von Methanol in Brennstoffzellen. Er stellte die Optionen der direkten und indirekten Nutzung von Methanol in Brennstoffzellen vor und erläuterte die jeweiligen Herausforderungen. Die Reinheit von Methanol hat einen wesentlichen Einfluss auf den Betrieb von Brennstoffzellen, da die elektrochemischen Vorgänge höhere Anforderungen an die Brennstoffreinheit haben als die innermotorische Verbrennung.

Trotz der insgesamt positiven Einschätzungen der Experten im Hinblick auf die Verwendung von Methanol als Kraftstoff, ist die Marktdurchdringung bisher eher verhalten. Aktuell existieren lediglich elf Schiffe, allerdings stehen weitere in den Orderbüchern, so dass sich die Zahl in den kommenden Monaten voraussichtlich auf 16 erhöhen wird. Die Zögerlichkeit ist insbesondere – wie bei anderen nicht konventionellen/fossilen Brennstoffen auch – auf die hohen Kosten der Systeme und Kraftstoffe selbst zurückzuführen. Hier bedarf es seitens der Politik dringend der Schaffung von Marktanreizen für die Verwendung erneuerbarer Energien. Zudem müssen die Themen Versorgungslogistik, Zertifizierung und Anwendungsforschung vorangetrieben werden. Diesen Aspekten werden sich die Akteure rund um das „ZES-Net“ auch weiterhin bemühen, den Experten-Diskurs fortsetzen und Innovationsprojekte vorantreiben.

Die Präsentationen des Workshops finden Sie hier.

Hintergrund

Das Webinar wurde im Rahmen des deutsch-niederländischen Netzwerkprojektes ZES-Net in Kooperation mit dem Kompetenzzentrum GreenShipping Niedersachsen veranstaltet. Im Zuge des Vorhabens werden die Rahmenbedingungen für die Entwicklung und den Bau von CO2-neutralen Boots- und Schiffskonzepten beleuchtet. Die Konzepte zielen auf die Anwendung im touristischen und Freizeitbereich, aber auch im Hafenbetrieb ab und kombinieren hierbei den Einsatz von Leichtbau für die Bootsstruktur mit Brennstoffzellen und Batterien für den Antrieb. Durch den Einsatz eines CO2– neutralen Treibstoffes, wie beispielsweise regenerativ erzeugtem Methanol, soll der Betrieb weitgehend klimaneutral sein. Nähere Informationen finden Sie hier.

 Die niederländische Pressemitteilung finden Sie hier.