Großes Potenzial für Errichtung von LNG Import-Infrastruktur in Wilhelmshaven


Mehr als 140 Gäste aus Wirtschaft, Wissenschaft und Politik verfolgten Vorstellung unabhängiger Potenzialstudie im Maritimen Kompetenzzentrum in Leer am 25.10.2017

Leer. Die Potenzialstudie „LNG-Infrastruktur an der deutschen Nordseeküste unter Betrachtung besonders geeigneter Standorte“ (Oktober 2017) belegt die wachsende Bedeutung von verflüssigtem Erdgas (Liquefied Natural Gas – LNG) für den Erdgasmarkt, als langfristige Option für den Import von regenerativ erzeugtem Erdgas und als Treibstoff für Schiffe und den Schwerlastverkehr.

Der Rückgang der Lieferungen aus heimischer Förderung und aus angestammten Lieferländern könnte bis 2028 in einer Erdgasversorgungslücke münden, die zu einer zunehmenden Monopolisierung durch die verbleibenden Lieferanten führt, so die Einschätzung von Dr. Christoph Merkel, Geschäftsführer der Merkel Energy GmbH, der gemeinsam mit CPL, der NAUTITEC GmbH, Norconsult und GasplanFasold die Studie erstellt hat. Damit sind steigende Risiken für die Wettbewerbsfähigkeit des Erdgases, die Versorgungssicherheit und den deutschen Erdgas-Handelsmarkt nicht auszuschließen.

Deutschland sollte als Industrieland und großer „Player“ im Welthandel ein Importland für LNG sein, fordert Felix Jahn, Geschäftsführer der IHK für Verkehr, Häfen und Schifffahrt. Weltweit sind bereits 36 Länder LNG Importeure und ihre Zahl nimmt rasch zu. Die EU Kommission legt ihren Mitgliedsländern nahe, LNG Importterminals zu schaffen, um ihre Versorgung zu diversifizieren, berichtet Jahn.

Als idealer Standort wird in der Studie Wilhelmshaven identifiziert. Der Hafenstandort hat gegenüber anderen Standorten klare Vorteile: Wilhelmshaven ist aufgrund seiner geographischen Lage, der nautischen Rahmenbedingungen sowie der Gasnetzanbindung inklusive der Kavernenkapazitäten am besten dafür geeignet, ein LNG Importterminal zu errichten, erläutert John H. Niemann, Präsident der Wilhelmshavener Hafenwirtschaftsvereinigung.

Besonders ein LNG Terminal basierend auf der so genannten FSRU Technologie (Floating Storage and Regasification Unit) würde durch niedrige Investitionskosten und schnelle Bauzeiten einen wirtschaftlich attraktiven und wettbewerbsfähigen Service ermöglichen. Katja Baumann, Geschäftsführerin der MARIKO GmbH aus Leer, zeigt auf, dass ein solches Terminal auch dazu dienen würde, die in den nächsten Jahren steigende Zahl von LNG-angetriebenen Schiffen in Deutschland mit Kraftstoff zu wettbewerbsfähigen Preisen zu versorgen und Deutschland weiter als Vorreiter im Bereich „GreenShipping“ zu festigen.

Der Anteil der Hafenanläufe durch mit LNG betriebene Frachtschiffe nimmt, so die Einschätzung von Heiko Wenzel, Geschäftsführer der CPL, an den untersuchten Standorten bis 2030 kontinuierlich zu. Insgesamt steige die Nachfrage auf ca. 176 Tsd. t LNG je Jahr. Die größte Kraftstoffmenge wird über Bunkerschiffe abgewickelt, etwa drei Viertel mit Einzelbedarfen von über 500 t. Die meisten Tankvorgänge werden allerdings im Segment bis 200 t als Truck-to-Ship-Bebunkerung stattfinden.

Die Herausgeber der Studie, die MARIKO GmbH in ihrer Funktion als GreenShipping Kompetenzzentrum Niedersachsen, die Oldenburgische Industrie- und Handelskammer, der Maritimen Strategierat Weser-Ems und die Wilhelmshavener Hafenwirtschafts-Vereinigung planen nun nächste Schritte, um das identifizierte Potenzial zu heben. In diesem Zusammenhang möchte das Konsortium eine „Geschäftsstelle LNG Infrastruktur“ einrichten, um die Realisierung einer LNG-Import-Infrastruktur weiter voranzutreiben.