17. Februar 2021
Expertenkreis fordert Unterstützung von der Politik
(Leer) Bio-LNG stellt einen völlig neuen, klimaverträglichen Kraftstoff dar, dessen Markteinführung den Produzenten und Verbrauchern neue Perspektiven anbietet, aber auch Herausforderungen birgt. Biogasanlagenbetreiber und -projektierer diskutierten, wie Bio-LNG im niedersächsischen Markt positioniert werden kann, welche Investitionen in Netzanbindung und Verflüssigung sowie für Umrüstungen von Post-EEG-Anlagen notwendig sind. Post-EEG-Anlagen sind Erneuerbare-Energien-Anlagen, für welche die 20-jährige finanzielle EEG-Vergütung ausläuft. Dabei wurde deutlich, dass die Anforderungen an Anlagenbetreiber für eine Umrüstung enorm sind und entsprechende Anreize sowie Rahmenbedingungen geschaffen werden müssen, um eine langfristige Perspektive abbilden zu können.
Die Teilnehmer des Workshops waren sich einig, dass Bio-LNG sich als zukunftsweisender Treibstoff etablieren wird. Jedoch wurde deutlich, dass die Unterstützung der Politik notwendig ist, um den Bio-LNG-Markt zukunftsweisend auszugestalten. Insbesondere der Logistiksektor und die Seeschifffahrt kommen als Abnehmer von Bio-LNG in Betracht.
Iñaki Merkel von Merkel Energy betonte, dass Bio-LNG eine wirtschaftlich tragfähige Lösung bietet, um die Klimaziele im Transportsektor, insbesondere im Schwerlastverkehr, zu erreichen.
In nachfolgenden Vorträgen wurden Themen für mögliche Folgeworkshops und Expertengespräche vorgestellt. Zum Thema Post-EEG vs. Neubau berichtete Hendrik Becker vom Fachverband Biogas e.V., dass Bio-LNG eine klimafreundliche Schwerlast-Mobilität ermöglichen kann, das Erneuerbare-Energien-Gesetz aber ein tragendes Element der Branche bleiben wird.
Ergänzend stellte Michael Kralemann vom 3N Kompetenzzentrum e.V. die Thematik „Dezentrale vs. zentrale Verflüssigung“ vor. Eine Verflüssigung direkt an einer Biogasanlage sei demnach nur sinnvoll, wenn eine Leistung von mindestens 1 MWel vorhanden ist. Die Alternative stellt ein Verbund mehrerer Biogasanlagen oder die Durchleitung im öffentlichen Gasnetz zu einer Großanlage dar.
Abschließend berichtete Dr. Henrik Bramlage von der Alternoil GmbH über die Möglichkeiten der Finanzierung und den Vertragsgrundlagen für den Vertrieb von Bio-LNG. Die Verträge, die die Alternoil GmbH derzeit mit Biogasanlagenbetreibern abgeschlossen hat, laufen zwischen 5 – 10 Jahre. Die THG-Quote sei derzeit noch sehr volatil. Bio-LNG ist aktuell noch nicht marktfähig ohne die THG-Quote.
Der Online-Workshop wurde im Rahmen der LNG.Agentur Niedersachsen (Geschäftsstelle MARIKO GmbH) in Zusammenarbeit mit dem Fachverband Biogas e.V., dem 3N Kompetenzzentrum Niedersachsen Netzwerk Nachwachsende Rohstoffe und Bioökonomie e.V. und dem Landesverband Erneuerbare Energien Niedersachsen / Bremen durchgeführt.
Über LNG:
Liquefied Natural Gas (LNG) ist Erdgas, das durch Abkühlung auf eine Temperatur von -163 °C verflüssigt wird und so eine hohe Energiedichte erhält, um den Transport und die Speicherung zu erleichtern. Im flüssigen Zustand weist LNG nur etwa ein Sechshundertstel des Volumens von Gas unter normalem Druck auf. Dadurch kann LNG über große Entfernungen mit Fahrzeugen und Schiffen befördert werden, am Bestimmungsort wieder regasifiziert und über die Gasnetze oder auf anderem Wege verteilt werden. Dafür ist eine entsprechende LNG-Infrastruktur erforderlich. Für den Transport von Erdgas stehen damit generell zwei Möglichkeiten zur Verfügung, der gasförmige Transport über Pipelines oder der Transport in flüssigem Zustand per Schiff, LKW oder Zug. Alternativ kann erneuerbares Methan, beispielsweise aus der Biogasproduktion, zu LNG, also Bio-LNG, konvertiert werden. In diesem Fall handelt es sich um einen besonders emissionsarmen Kraftstoff, der die LNG-Infrastruktur in die regionale Wertschöpfungskette integrieren lässt.
Hintergrund
Die LNG.Agentur Niedersachsen (Geschäftsstelle MARIKO GmbH) befasst sich unter anderem damit, wie eine Marktetablierung von Bio-LNG als Treibstoff in der Schifffahrt und im Straßenschwerlasttransport praktisch realisiert werden kann.
Mit der LNG.Agentur ist Niedersachsen angetreten, die Chancen und Potenziale für eine nachhaltige wirtschaftliche LNG-Entwicklung an der Küste und für das gesamte Land zu gestalten. Ziel der Tätigkeit ist es, die Entwicklung einer LNG-Infrastruktur sowie der LNG-Technologie branchenübergreifend in Niedersachsen und speziell in der Küstenregion aktiv zu unterstützen, aber auch kritisch zu begleiten.
Sie möchten mehr erfahren und sich ggf. in das Netzwerk einbringen? Dann finden Sie weitere Informationen sowie die Präsentationen der Veranstaltung unter www.LNG-Agentur.de
Die Tätigkeiten der LNG.Agentur Niedersachsen werden durch die Partner Wilhelmshavener Hafenwirtschafts-Vereinigung e.V., Landkreis Emsland, Stadt Wilhelmshaven, Oldenburgische Industrie- und Handelskammer, Industrie- und Handelskammer für Ostfriesland und Papenburg, Landkreis Leer, Landkreis Friesland, Strategierat Maritime Wirtschaft Weser-Ems, Stadt Emden und durch den Landkreis Wesermarsch unterstützt.