Vertreter des Maritimen Strategierates Weser-Ems erörtern aktuelle Herausforderungen und Handlungsbedarfe in Schifffahrt und Schiffbau mit Birgit Honé, Niedersächsische Ministerin für Bundes- und Europaangelegenheiten und Regionale Entwicklung

 

08. Juli 2020

Leer.

Die maritime Wirtschaft sieht sich neben den besonderen Herausforderungen, die sich durch die Covid-19-Pandemie ergeben, insbesondere mit zwei wesentlichen Entwicklungstrends konfrontiert, die Zukunfts- Wettbewerbsfähigkeit maßgeblich prägen: Die maritime Energiewende. „Niedersächsische Unternehmen und Forschungseinrichtungen weisen hervorragende Voraussetzungen auf, in diesen Bereichen weiterhin eine Vorreiterrolle einzunehmen“, so Matthias Groote, Landrat im Landkreis Leer und Vorsitzender des Strategierates. Dieses ist bereits heute an vielen Pilotprojekten und Initiativen in der Weser-Ems-Region sichtbar. Beispielhaft dafür sind die aktuellen Bestrebungen der Hafenstandorte Wilhelmshaven, Brake und Emden sich als „Energiedrehscheiben“ bzw. Wegbereiter für den Import und Verwendung regenerativer Energien zu profilieren, indem u.a. der Aufbau von Wasserstoffinfrastruktur projektiert wird. Ministerin Honé sieht in der Nutzung von Wasserstoff einen wesentlichen Beitrag  zur Energiewende und berichtet von ihrem Engagement bei der Entwicklung der „EU Hydrogen Strategy“. Wasserstoff sei ein wichtiger Baustein, könne jedoch nicht als „Allheilmittel“ der Energieversorgung verstanden werden, so Sören Berg, Projektmanager bei der MARIKO GmbH. Er stellt in seinem Beitrag dar, dass Wasserstoff in der maritimen Wirtschaft zwei Rollen einnimmt: Einerseits bietet er sich für die direkte Nutzung im küstennahen Verkehr sowie in Häfen an, andererseits ist er die Basis für synthetische Kraftstoffe, um damit den seegehenden Schiffsverkehr zu versorgen. Die industrielle Erzeugung von grünem Wasserstoff aus grünem Strom ist heute in Deutschland noch nicht darstellbar, da der Anteil regenerativer Energien noch viel zu gering ist und die Gefahr besteht, die bisher erreichten CO2-Einsparungen zu vernichten.

Maßgeblich für den Einsatz von grünem Wasserstoff sei der Ausbau der regenerativen Energien, unterstrich Irina Lucke, Geschäftsführerin bei der EWE Offshore Service & Solutions GmbH. Sie bat die Ministerin – angesichts der zahllosen EEG-Novellen, die den Markt immer neu definierten, um Unterstützung insbesondere bei der Gewährung von Planungssicherheit, um nicht noch mehr Offshore-Wind-Kapazitäten ins Ausland zu verlieren. Auch Hermann-Josef Mammes, Abteilungsleiter der Forschung und Entwicklung bei der MEYER WERFT GmbH & Co. KG, sieht die Politik in der Verantwortung, die Branche zu stärken, indem noch mehr in Forschung investiert und das Know-how erhalten wird, damit der deutsche Schiffbau konkurrenzfähig bleiben kann. Er betonte, dass es nicht nur um die Entwicklung neuer Technologien am Standort Deutschland und Europa geht, sondern vor allem darum, dass diese auch hier vor Ort produziert und genutzt werden.

In diesem Zusammenhang ist es wesentlich, dass geeignete Förderinstrumente auf Landes-, Bundes- und EU-Ebene diese Entwicklungen unterstützen und vor allem bedarfsgerecht für die maritime Wirtschaft sind. Hier gilt es, die zukunftsorientierten Themenbereiche zu identifizieren und Förderinstrumente so zu konzipieren, dass sie den Erfordernissen entsprechen und mit vertretbarem Aufwand nutzbar sind. Angesichts der Vorbereitung der neuen EU-Förderperiode 2021 bis 2027 hat der Maritime Strategierat kürzlich ein Positionspapier zur Ausgestaltung der Förderlandschaft veröffentlicht. Ministerin Birgit Honé bedankte sich für den hilfreichen Input, der in den weiteren Planungsprozess einbezogen wird und lädt den Strategierat ein, die Zukunftsthemen und Handlungsansätze auch auf nationaler und EU-Ebene zu präsentieren.