Ameland und Borkum bringen Wasserstoffentwicklung voran

Start des deutsch-niederländischen Kooperationsprojektes H2Watt

10. September

Leer.

Der Einsatz von Wasserstoff gilt im Zuge der Gestaltung einer „Energiewende“ als die Schlüsseltechnologie der Zukunft. Aktuell existieren zahlreiche verschiedene Projekte und Initiativen, die sich mit der Einführung von Wasserstoff bzw. Methoden für die Erzeugung, Speicherung, den Transport und die Nutzung von Wasserstoff auseinandersetzen. Allerdings fehlt es bisher an der Zusammenführung von punktuellen Projekten zu einem Gesamtsystem.

Im jüngst gestarteten Projekt „H2Watt“ haben sich unter Federführung der MARIKO GmbH aus Leer und dem Unternehmerverband FME aus Groningen zehn deutsche und niederländische Unternehmen und Einrichtungen zusammengetan. Gemeinsam wollen sie die Wirtschaft beiderseits der Grenze für die neuen Anforderungen und Potenziale, die sich durch die Einführung von Wasserstoff ergeben, vorbereiten und die technologische Entwicklung sowie den Wissenstransfer im Bereich Wasserstoff-Wirtschaft vorantreiben. Als erste Anwendungsfelder sollen die Wattenmeerinseln Ameland auf niederländischer und Borkum auf deutscher Seite dienen.

Durch die natürlichen Gegebenheiten bestehen im Wattenmeer optimale Bedingungen für die Produktion von „grünem“ Wasserstoff, z.B. mit Hilfe von Windkraft- und Solaranlagen oder auch Wellenkraftwerken. Ein weiterer Vorteil der Insellage ist, dass eine autarke Betrachtung des Versorgungssystems in einer geschlossenen Bilanzhülle erfolgen kann. „Wir werden die beiden Inseln zu einem Reallabor für konkrete Wasserstoffanwendungen machen“, so Axel Held, Prokurist der Nordseeheilbad Borkum GmbH, der im Einsatz von Wasserstoff eine Erfolg versprechende Möglichkeit sieht, Borkum auf dem Weg zur emissionsfreien Insel zu unterstützen. Diesen Anspruch hat auch die Inselgemeinde Ameland. Hier wurden in den letzten Jahren intensive Anstrengungen im Hinblick auf die Erzeugung regenerativer Energien unternommen. „Wir sind auf der Suche nach geeigneten Technologien, um den überschüssigen Strom unseres Solar-Parks, den wir nicht in Netz einspeisen können, zwischenzuspeichern und zu einem späteren Zeitpunkt wieder verfügbar zu machen“, berichtet Luc van Tiggelen, Projektmitarbeiter der Gemeinde Ameland.

Nutzungsperspektiven von Wasserstoff ergeben sich in den Bereichen Wohnbebauung, Straßen- und Schienenverkehr, Schifffahrt, Landwirtschaft und Fertigungsindustrie. Die im Rahmen von H2Watt betrachteten Anwendungsfälle sind zugeschnitten auf die spezifischen lokalen Gegebenheiten und Rahmenbedingungen der beiden Wattenmeer-Inseln. Eine „Pilotanwendung“, die im Rahmen von H2Watt bearbeitet wird, betrifft die Umrüstung der Borkumer Inselbahnen auf einen Wasserstoffantrieb, erläutert Theodor Robbers von der Borkumer Kleinbahn und Dampfschiffahrt GmbH, der sich freut, über das deutsch-niederländische Konsortium Zugang zu einer grenzübergreifenden Expertise zu erhalten. Das erste Pilotprojekt der Ameländer betrifft die Ausstattung eines Wassertaxis mit einer Brennstoffzelle, die mit Wasserstoff betrieben wird. Weitere Anwendungsprojekte sind in Vorbereitung. Die wissenschaftliche Begleitung von H2Watt übernimmt die Hochschule Emden/Leer, die sowohl mit dem Fachbereich Energietechnik als auch mit dem Fachbereich Seefahrt und Maritime Wissenschaften vertreten ist. Die weiteren Partner sind Wagenborg Shipping B.V., Resato International B.V., abh Ingenieurtechnik GmbHHyGro Technology B.V. Der Anspruch des Konsortiums ist es, ein intelligentes Versorgungssystem zu entwickeln, das als „Blaupause“ für größere Gebietskulissen dienen kann.

H2Watt ist auf eine Laufzeit von zwei Jahren angelegt und weist ein Volumen von 2,2 Mio. EUR auf. Damit können erste Startprojekte angeschoben, ein grenzübergreifendes Wasserstoff-Netzwerk gebildet und die Basis für eine Vielzahl von Technologieprojekten auf den Inseln geschaffen werden. Interessierte Unternehmen sind herzlich eingeladen, sich dem Netzwerk anzuschließen und das „Wasserstoff-Reallabor Ameland/ Borkum“ zu nutzen.

Nähere Informationen finden Sie in Kürze unter www.h2watt.eu.

„Das Projekt H2Watt wird im Rahmen des INTERREG V A Programms Deutschland-Nederland mit Mitteln des Europäischen Fonds für Regionale Entwicklung (EFRE), des Landes Niedersachsen (Niedersächsischen Ministerium für Bundes- und Europaangelegenheiten und Regionale Entwicklung) und der Provinzen Drenthe, Friesland und Groningen kofinanziert. Es wird begleitet durch das Programm-Management INTERREG bei der Ems Dollart Region (EDR).“